Grube Rhein Bacharach

Erstmals urkundlich in Bacharach 1300 unserer Zeit erwähnt, war der Dachschieferbergbau bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts ein bestimmender Wirtschaftszweig am Mittelrhein.
Aufgrund des napleonisch geprägten Bergrechts auf der linken Rheinseite musste ein Bergwerksbesitzer auch Grundstückseigentümer sein bzw. er erwarb notariell (d.h. im Grundbuch abgesichert) die unterirdische Nutzung der Dachschiefervorkommen, so dass überirisch die landdwirtschaftliche Nutzung durch Bauern aus Henschhausen und Langscheid nicht beeinträchtigt waren.
Der Erwerb des ersten Grundstückes im Pützbachtal am 27. April 1889 durch die Rheinische Schieferbau-Gerwerkschaft gilt als Gründungsdatum der Grube Rhein. Es handelt sich bei der Grube Rhein nicht nur um eine Grube, sondern um eine Konsoliderung mehrerer Grubenfelder im Pützbachbachtal: Kammerried, Pützbach (1837 erstmals erwähnt), Gustavsglück und Elisabeth-Wilhelm. Die Gruben Josef und Anna sowie Paul und Maria, zwischen der Grube Rhein und Oberwesel unten am Rheinufer gelegen, kamen später zum Grubenbesitz hinzu.

Der Abbau von Dachschiefer begann unterirdisch auf der oberen Sohle. Später setzte sich der Abbau in „halber Höhe“ fort, bevor nach 1946 die Rheinsohle aufgefahren wurde. Verbunden wurden die drei Abbausohlen durch eine überirdische Schrägbahn. Mit ihr wurde das zu verarbeitende Material auf die obere Sohle gebracht, wo sich die Betriebsgebäude (Maschinenhaus, Schneideraum, Spalthaus, Wohn- und Bürogebäude) befanden. Die Belegschaft, fast ausschließlich aus den umgebenden Dörfern Henschhausen, Langscheid, Perscheid, Breischeid und Steeg, wuchs bis 1913 auf 59 Mann an. Danach ging es schwankend weiter: 1918/14, 1927/127 (Höchststand), 1929/Betrieb ruht zeitweise, 1936/89, 1939/94, 1943/Betrieb ruht zeitweise, 1951/96 und 1965 nur noch 5 Arbeiter.
1968 kam das endgültige Aus für die Dachschieferproduktion. Dies hatte mehrere Gründe: Veraltete, personalintensive Abbaumethoden; nachlassende Nachfrage, besser bezahlte und gesündere Arbeitsplätze in erreichbarer Nähe (einsetzendes Pendlertum durch individuelle Motorisierung); kostengünstiger Schiefer aus Spanien bzw. Kunstschiefer aus asbesthaltigem Eternit.

Die Firma nutzte nun das große Problem aller Dachschiefergruben aus: Die Berge. Nur maximal 15% des dem Berg entnommenen Schieferes eignet sich für Dachschiefer. Der Rest ist Abfall (= Berge). Die Grube Rhein entsorgte die Berge über eine Abraumhalde im Pützbachtal, so dass dieses im Laufe der Jahre immer mehr verschwand und die Grenze des Möglichen erreicht wurde. Bei Ausbau der B9 bis Oberwesel konnte man sich mit Verkippen von Auffüllmaterial etwas Luft verschaffen, die große Entsorgungslösung brachte jedoch erst der Bau einer Schieferbrech- und Verladeanlage am Rheinufer, durch die der Schieferschutt auf Schiffe verladen und zur weiteren Verarbeitung abtransportiert werden konnte.

Das zwischen 1968 bis 1970 errichtete Mahlwerk produzierte ab da Schiefermehl für die industrielle Verwendung, z.B. als Beimischung zu Zement oder für die Chemieindustrie. Der Absatz florierte, so dass außer dem Abtragen der riesigen Schieferhalde im Pützbachtal auch noch weitererer Schiefer in ürberirdischen Steinbrüchen gewonnen wurde, die heute das Landschaftsbild prägen. Außerdem wurde mit importiertem Schiefer gehandelt. Langfristig war man aber nicht mehr konkurrenzfähig, die Anlagen wurden zurückgebaut und 2016 der Betrieb eingestellt.

Der Versuch, das Mahlwerk 2021 aufgrund der hohen Nachfrage nach Schiefermehl auf dem Weltmarkt wieder in Betrieb zu nehmen, wurde im Dezember 2022 durch einen Felssturz jäh unterbrochen. Die Gesteinsmassen kamen kurz vor dem Brecherwerk zum Stoppen, es sind keine Schäden entstanden.

Quellen

  • Tinnefeld, Dr. Heinz D: „100 Jahre Grube Rhein Bacharach”. April 1989
  • Jansson, Annika: „Grube Rhein”. Wirtschaftsgeschichte Rheinland-Pfalz, 2020

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Empfohlene Zitierweise: Wilfried Radloff, Kauber Schiefer e.V.: „Grube Rhein Bacharach“, 2025