Schiefermahlwerk

In der Adolfstraße in Kaub, unweit des Dicken Turms und des Wilhelm-Erbstollens, befindet sich das Schiefermahlwerk. Hier wurde Schiefer, der sich nicht als Dachschiefer eignete, zu Schiefermehl gemahlen.

Vorgängerbau
Das Schiefermahlwerk in der Adolfstraße ist das jüngere von zwei Mahlwerken in Kaub. Das erste wurde im Jahre 1923 nördlich des Dicken Turms erbaut, dort wo man heute die drei Arkadenbögen sieht. Ab 1942 wurde dann das Neue Mahlwerk in der Adolfstraße errichtet (heute Wohngebäude). Bis Ende der 1950er Jahre waren beide Mahlwerke in Betrieb, 1962 wurde das Alte Mahlwerk stillgelegt und hat die Zeiten nicht überdauert.

Funktion des Mahlwerks
Ein großes Problem im Dachschieferbergbau war stets die Entsorgung der Berge (d.h. des Abfallmaterials). Dies trifft auch auf den Kauber Schiefer zu, denn nur maximal 15% des dem Berg entnommenen Materials war dachfertiger Schiefer. Ein Großteil verblieb im Berg in den Abbauen, Teile wurden auf Halden abgelagert (Herrenberg, Rennseiter, Ernestine) oder für die Infrastruktur (Stützmauern oder Auffüllmaterial, wie z.B. Bahndamm, Rheinvorland) verwendet. Das brachte aber kein Geld in die Kassen, sondern verursachte nur Kosten. Durch den Bau des Alten Mahlwerkes im Jahre 1923 schuf man zusätzliche Einnahmequellen.

Gemahlener Schiefer als Rohstoff
Mit der Zeit aber wuchs die Bedeutung von sehr fein gemahlenem Schiefer als Rohstoff für verschiedene Industriezweige. Verwendung fand dieser Rohstoff u. a. in der Herstellung von Schellackplatten, Bakelit, Füllstoff bei Farben oder in Kosmetikprodukten („Peeling“). Des Weiteren nutzte man das Schiefermehl als Füll- und Bindemittel für Baustoffe (Zement) und Füllstoff im Straßen- und Landschaftsbau. Gerade in den Kriegsjahren wuchs der Bedarf nach Letzterem so stark an, dass man ab 1942 ein Neues Mahlwerk baute. Die neue Produktpalette war auch für externe Firmen interessant. So gab es eine Beteiligung der Firma Marquart aus Bonn, die in den 1930er Jahren in die Firma Degussa (heute Evonik) überging.

Verarbeitung
In einem sogenannten Brecher wurden die Schiefersteine, antransportiert in Kipploren, (vor-)zerkleinert. Das eigentliche Mahlen erfolgte in einer großen zylinderförmigen Trommelmühle durch Eisenkugeln. Die Masse der Eisenkugeln (mehrere Tonnen), deren Größe und die Länge der Mahlzeit (Anm.: Hier ist nicht die Mittagspause der Arbeiter gemeint) bestimmten den Feingehalt des Schiefermehles. Bis Anfang der 1960er Jahre wurde das Schiefermehl in Säcke abgefüllt und per Grubenbahn zum Lagerplatz (zugleich Zurichtplatz) transportiert. Dort wurde es auf Lastkraftwagen, Zug oder Schiff verladen. 1962 wurde durch Anbau von zwei großen Silos an die Vorderfront des Mahlwerkers auf Abtransport per Silo-Lkw umgestellt.

Aktuelle Situation
2001 übernahm die Firma VIA das Schiefermahlwerk in Kaub und knüpfte an die Schiefertradition an. Heute produziert VIA hochwertige Baumaterialien wie Zementmosaik- und Terrazzoplatten, Kreidefarbe und fugenlosen Terrazzo. Seit 2011 ist der Sitz der VIA GmbH die ehemalige Sektkellerei Geiling in Bacharach. Das Schiefermahlwerk ist heute Sitz der Mahlwerker GmbH, zu der auch die VIA GmbH gehört.

Emphohlene Zitierweise
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Empfohlene Zitierweise: Wilfried Radloff, Kauber Schiefer e.V., 2023: „Schiefermahlwerk in Kaub”.
In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345890 (Abgerufen: 22. August 2025)